Oder: Dieser Weg ist steinig und schwer
Training
Auf der Suche nach einem Trainingsplan half mir ein Motorradkollege der schon lange läuft und in einem Buch einen Trainingsplan für 16 Wochen und einer Zielzeit von 2:30 Std. gefunden hatte, ideal.
Also begann ich im März mit dem Training und hatte daher genügend Zeit auch mal einen Ausfall zu kompensieren, was auch gut war, aber dazu gleich.
Die ersten Trainings verliefen eher träge mit sehr langsamen Zeiten. Wie sollte ich das bloß schaffen? Aber nach ein paar Wochen ging das schon deutlich besser. Ich kam entspannter und nicht mehr so kaputt an. Im 2-wöchigen Rhythmus steigerte ich die Länge der Läufe jeweils um 15 Minuten bis ich irgendwann sogar zwei Stunden laufen konnte, klasse.
Zwischendurch war ich im Mai dann die „Badische Meile“ gelaufen um mal das Wettkampf-Feeling mit zu bekommen, eine klasse Erfahrung.
Ausfall
Und dann kam der Sonntag Morgen, in der 2. Woche des 2-Stunden-Trainings vom Trainingsplan. Ich wollte früh loslaufen wenn es noch kühl ist und um den Sonntag für familiäre Aktivitäten frei zu haben.
Ich bin langsam losgelaufen, aber wohl nicht langsam genug. Nach 20 Minuten stellten sich die ersten Schmerzen in der rechten Wade ein. Diese wurden von Meter zu Meter schlimmer bis ich dann abbrechen musste.
Mit ständigen Schmerzen bin ich dann den Weg zurück gegangen und musste mich zu Hause erst einmal hinlegen.
Ich sah meinen Halbmarathon am Horizont verschwinden. Gedanken von Muskelzerrungen und Muskelfaserrissen gingen mir durch den Kopf. In der laufenden Woche gingen die Schmerzen nur langsam weg. Ich beschloss einen Physiotherapeuten aufzusuchen, was sich im Nachhinein als die richtige Entscheidung herausstellte.
Es stellte sich auch „nur“ als hartnäckige Muskelverhärtung heraus, die wir durch Schonung und Massagen sowie mit dem Einsatz von Kinesiotape in ein paar Wochen wegbekamen, sodass ich das Training rechtzeitig wieder aufnehmen konnte.
Einen Puffer zu haben war also Gold wert.
letzte Vorbereitungen vor dem ersten Halbmarathon
Die letzten 4 Wochen vor dem ersten Halbmarathon meines Lebens vergingen entspannt. Das Training verlief bis auf einen Abbruch bei zu großer Hitze vollkommen normal.
Und die Zeiten und Strecken im Training versprachen eine Zielzeit von 2:30 Std. Alles Bestens.
In der letzten Woche vor dem Lauf stand fast täglich Pasta auf dem Speiseplan. Das letzte Training drei Tage vor dem Rennen verlief gut. Die Nervosität stieg allerdings.
Am Abend davor ging ich zeitig zu Bett. Am Wettkampfmorgen weckte mich der Wecker um 6:30 Uhr. Es war soweit.
Der Wettkampftag
Ein leichtes Frühstück sollte es sein, Toastbrot mit Honig, eine Banane, keinen Kaffee.
Viel zu früh saß ich fertig angezogen da und wartete auf meine Läuferkollegen, die mich abholten. Endlich fuhr das Auto vor. Ruckzuck war ich draußen, Mann war das kalt, nur 8°C. Wie gut dass ich eine Jacke dabei hatte. Mit dem Auto fuhren wir in die Stadt und liefen gemütlich leicht frierend zum Start. Dort war schon jede Menge los. Immerhin wurden 8.000 Läufer erwartet.
Die Startunterlagen hatten meine Freunde schon am Vortag geholt. Wir mussten uns also nicht mehr anstellen und genossen einfach die Atmosphäre.
Noch eine halbe Stunde bis zum Start. Langsam warm laufen. Schließlich soll der Puls beim Start nicht in die Höhe schnellen. Nun noch die Jacke aus. Brrr, doch ein bischen frisch. Hoffentlich war das die richtige Entscheidung in kurz zu laufen.
Der Start
In der Menge war es jetzt richtig warm, prima. Die Nervosität stieg. Der Sprecher zählte, unterstützt von der Menge, die letzten 10 Sekunden runter.
Der Start, die ersten Läufer sprinten los, hinten tat sich noch nichts. Ahhh, so langsam bewegte sich etwas. Gut, dass man einen Chip hat. Die Zeit wird erst gewertet, wenn man über die Matte läuft.
Der Lauf
So los gings, hmmm etwas zügiger als gedacht, aber ich konnte mithalten, die ersten 3-4 km.
Und dann entschloss ich mich einen Tick langsamer zu laufen, mir mein Rennen einzuteilen. Schließlich wollte ich nicht einbrechen. Ein guter Entschluss, der mir ein konstantes Rennen über die gesamten 21 km bescherte, fast jedenfalls.
Die Menschen an der Strecke unterstützten uns mit Begeisterung. Mensch macht das Spaß zu laufen, ganz anders als im Training wo man allein auf weiter Flur läuft.
Alle 5km gab es Wasser, bei km 12 dann isotonisches Getränk. Das war gut, ich hatte nichts dabei. Bei km 15 hatte ich dann plötzlich etwas mehr Mühe. Das Laufen wurde anstrengender. OK, etwas zurück mit dem Tempo, einen Traubenzucker einwerfen, und weiter.
Ahhh, es ging wieder. Aber der Puls war jetzt etwas höher, kletterte langsam auf 170 und manchmal darüber. Aber ich fühlte mich noch gut.
Dann bei km 20 die Weiche. Die linke Gasse ging gerade aus auf die Marathondistanz. Auf dem Schild über der rechten Gasse stand „Ziel Halbmarathon“, Hurra fast geschafft.
Das Ziel
Jetzt kam der Einlauf ins Leichtathletikstadion in Karlsruhe-Beiertheim. Die letzten 150m auf der Aschenbahn.
Und da kamen die Endorphine, die zweite Luft. Und es ging noch was. Endspurt, der Puls stieg auf über 180, egal. Im Ziel, überglücklich.
Und da erst registrierte ich die Zeit: 02:02:47. Mensch fast eine halbe Stunde unter meiner Zielzeit. Ich war so stolz auf mich. Um mich herum lauter glückliche Läufer. Der Bereich hieß nicht umsonst „Runners heaven„.
Hier gab es jetzt jede Menge Getränke (isotonische Durstlöscher, Schoki, Wasser, auch bier mit und ohne Alkohol) oder zu Essen (Bananen, Äpfel, Brezeln, Einback und heiße Brühe).
Irgendwann fand ich dann auch meine Freunde, die eine Viertelstunde vor mir ins Ziel kamen. Wir gratulierten uns gegenseitig, und ich wusste: ich mache weiter.